DIE LINKE. Harz gedenkt den Opfern des Nationalsozialismus - Gegen die Verharmlosung faschistischer Verbrechen

Dr. Karsten Lippmann

Am 27. Januar begeht die Welt wieder den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Als Historiker und Sozialist halte ich es an dieser Stelle für richtiger, von „Faschismus“ zu sprechen, eben weil das der umfassende Begriff ist.

Aber auch im Jahr 2022 gibt es in der Welt, gibt es in Deutschland, Wichtigeres als solche Fachdebatten.

„Frieden, Freiheit, keine Diktatur.“, so fordern es allwöchentlich die ängstlichsten unserer Mitbürger. Sehr sympathische Forderungen, die wirklich ernstgenommen zu werden verdienen. Deshalb sei mr am Rande darauf verwiesen, dass es so ziemlich das Gegenteil von Frieden ist, sich auf die Straße zu stellen und aggressiv nach „Frieden“ zu brüllen.

Den Bogen zum 27. Januar schlägt eher die Forderung „keine Diktatur“. Auch sie ist, erst einmal, sehr vernünftig. – Doch das Missverständnis beginnt bei der ihr zugrundeliegenden Definition des Wortes „Diktatur“. Einige Menschen in Deutschland meinen offensichtlich, eine Diktatur sei, wenn ihr Staat sie deutlich bittet, sich ab und zu piksen zu lassen, um so ihre Gesundheit und die Gesundheit der Gesellschaft zu schützen.

Diese sensiblen Gemüter können sich beruhigen. Was eine Diktatur ist, haben uns die Faschisten erschreckend deutlich gezeigt. Der ehemalige KZ-Häftling Hermann Langbein berichtet:

„Vorm Fenster steht breit der Bunker des alten Krematoriums. (…) Unser Fenster ist im ersten Stock, so können wir über den Zaun in den Hof sehen. Jetzt sind gerade wieder zwei Lastautos, mit Plachen überdeckt, hineingefahren. Das Hoftor wird hinter ihnen geschlossen. (…) Ein junger blasser Bursch springt herunter (…), immer kommen noch welche. Sie müssen sich an der Wand aufstellen. SS mit Maschinenpistolen schreien so laut mit ihnen herum, dass wir’s bis zu uns herauf hören können. Dann seh ich niemanden mehr im Hof: Sie haben sie in den Bunker hineingetrieben.

Eine Viertelstunde später turnen zwei SSler auf dem flachen Bunkerdach herum. Ich erkenn sie recht gut, obwohl sie Gasmasken vor dem Gesicht tragen: Es sind die zwei Desinfektoren unserer Dienststelle, Theuer und Koch. (…) Jetzt manipulieren sie bei den kleinen, rauchfangartigen Öffnungen des Daches herum, ich seh deutlich die Büchsen, die ich schon kenne: Zyklon B.

(…) Wie ich zurückkomme, seh ich, was ich schon so oft hab sehen müssen: dicker schwarzer Rauch aus den Schlot. Immer dicker wird er und quillt träg hervor. Er steigt höher und immer schneller folgt Wolke auf Wolke und schließlich lecken die Flammen aus der Öffnung.

Das waren ein paar von vielen, vielen, die in Auschwitz sterben, ohne Auschwitz kennenzulernen.“

Am 27. Januar 2022 ist es genau 77 Jahre her, dass die Rote Armee dieser Barbarei ein Ende setzte. Das muss uns Anlass zu Dankbarkeit und Gedenken sein.

Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!