Das schöne Selketal erhalten

André Lüderitz

Anlässlich des Besuchs der Mitglieder des Landtagsumweltausschusses der Linksfraktion im Selketal erklärt der Ilsenburger Landtagsabgeordnete und umweltpolitische Sprecher André Lüderitz:

Die auswärtigen Gäste des herrlichen Selketales ahnen an diesem schönen Augusttag nichts von der gewaltigen Kraft, die die kleine Selke und deren Zuflüsse während der Schneeschmelze oder nach Starkregenereignissen entwickeln können. Ungünstige meteorologische Bedingungen führen sogar zu Überschwemmungen mit verheerenden Folgen für Mensch, Tier und Sachgüter.

Doch was für die Natur im Selketal selbst in dieser extremen Form immer noch Teil der natürlichen Auendynamik ist, schwebt gewissermaßen als Damoklesschwert Jahrhunderthochwasser über den Anrainern. Rein statistisch trifft es jede Menschengeneration „nur“ einmal. Es ist nur zu verständlich, dass die Menschen entlang der Selke sich gern in absoluter Sicherheit wissen wollen. Diese ist nur zu erreichen, wenn die gewaltige Wassermenge von bis zu…20 Mio m³ nicht mehr wie bisher unkontrolliert binnen weniger Stunden das Selketal passieren würden, sondern gesteuert über einen Zeitraum von mehreren Tagen.

Doch diese absolute Sicherheit fordert ihren Tribut von Mensch und Natur. Der „grüne“ Staudamm selbst ist dabei noch das kleinere Übel. Doch wo bisher Wassermassen bis zu 2 m Mächtigkeit mit großer Kraft 6 – 10 Stunden lang tosten, drückt zukünftig auf bis zu 255 m Dammlänge eine stagnierende trübe Wassersäule mit bis zu 13 Tonnen Gewicht auf den Grund. Getreibsel jedweder Herkunft setzt sich ab und der biologische Abbau ein. Das kostet Sauerstoff. Und der schwindet schnell …

Um an der Konzipierung einer umweltverträglichen Lösung mitzuwirken, die den Anliegern entscheidend mehr Sicherheit bietet und nicht die Einmaligkeit und touristische Zukunft des Selketales kostet, hatten sich die Landtagsabgeordneten der Linkspartei.PDS Angelika Hunger und André Lüderitz, beide Mitglied des Umweltausschusses, auf eine Tagestour in das Selketal begeben.

Als fachkundige Experten standen ihnen Dr. Uhlmann vom Landesamt für Wasser und Hochwasserschutz aus Halle sowie Herr Rudolph vom Landesbetrieb Talsperren aus Blankenburg zur Verfügung. Auch Mitglieder der Bürgerinitiative "Naturnaher Hochwasserschutz" und Kreistagsabgeordnete der PDS aus Falkenstein und Wernigerode stießen auf der Tour, die vom Bergsee Günthersberge über Straßberg, Uhlenbachtal, Silberhütte, Meisdorf bis zum maroden Selkewehr in Gatersleben führte, zeitweilig hinzu.

Unstrittig ist für die beiden Politiker ein "Grüner Damm" bei Strassberg, mit einem Fassungsvermögen bis zu 2,6 Mio. m³. Außerdem sollte die Vielzahl der vorgesehenen Einzelmaßnahmen am Lauf der Selke und ihren Zuflüssen endlich kompakt umgesetzt werden. Damit wäre nach Ansicht aller Beteiligten bereits sehr viel erreicht, nach Aussage der Fachleute der Schutz vor einem HQ 50 ( 50-jährliches Hochwasser).

Bis zum Vorliegen ausreichender Erfahrungen über die Wirksamkeit der vorgenannten Maßnahmen sollte eine Entscheidung über den "Grünen Damm" bei Meisdorf bis auf weiteres ausgesetzt werden und die Baukosten von min. 7,5 Mio. Euro könnten anderweitig genutzt werden.

Angelika Hunger und André Lüderitz wollen von dieser Kompromisslösung weitere Abgeordnete aller Parteien überzeugen und sich bei den Beratungen des Haushaltes 2007 dafür einsetzen, die erforderlichen Haushaltsmittel für einen zügigen Beginn der vorgesehenen Einzelmaßnahmen einzusetzen.

André Lüderitz, Mitglied des Landtages