MdK Eberhard Schröder: Ein Supermarkt für Darlingerode - Endlich?

Eberhard Schröder

Zum geplanten Bau eines neuen Supermarktes am Ortseingang der Gemeinde Darlingerode erklärt der Darlingeröder Kreistagsabgeordnete Eberhard Schröder:

Darlingerode. In den vergangenen Jahren sind mir und auch meinen Bekannten im Dorf keine Forderungen von Darlingerödern zu Ohren gekommen, die den Neubau eines Supermarktes zum Inhalt hatten. Eine Qualitätsverbesserung der jetzigen Kaufhalle wurde eher gewünscht.

Wie konnte es trotzdem zum Beschluß des Gemeinderates kommen? Offensichtlich trafen sich 2 Interessen. Zum einen will ein dänischer Konzern seinen Marktanteil erweitern. Andererseits erhoffen sich der Bürgermeister und einige Gemeinderäte mit der Veräußerung von 5000 m² Wiese eine Aufbesserung der Gemeindekasse und eine vermeintliche Verbesserung des Angebotes.

Die Interessen von Netto sind klar: Verdrängung von Konkurrenten jeglicher Art; Eroberung von Marktanteilen, weitere Ausdehnung der Konzernpräsenz Richtung Süden. 25 neue Märkte sollen jährlich eröffnet werden. Das Problem dabei ist jedoch, dass der Markt aufgeteilt ist.

Daraus leitet sich ab, dass der Gemeinderat die Gefährdung der im Dorf gewachsenen Struktur bewusst in Kauf nimmt.
Netto schreibt auf seiner Homepage: „Neben einem breiten Standardsortiment legen wir großen Wert auf ein reichhaltiges Frische-Angebot von Brot, Obst und Gemüse sowie Frischfleisch.“

Ob Bäcker, Blumenscheune und Fleischer dieser Konkurrenz gewachsen sind? Netto hat feste Handelspartner, die gelistete Ware liefern. Einheimische Firmen können Berücksichtigung finden, wenn sie ein besseres, sprich billigeres, Angebot machen (Aussage eines Netto-Managers am 24.07.08 auf meine telefonische Anfrage).
Auf jeden Fall bleibt die Kaufhalle auf der Strecke und wird sich womöglich zum Schandfleck entwickeln. 

Netto selbst geht ein gewisses Risiko ein. Auf der Homepage heißt es weiter: „…suchen wir Standorte in Städten und Gemeinden mit mehr als 4.000 Einwohnern.“ Dieses Kriterium wird jetzt (Ende 2007 2.386 Einwohner, plus 11 gegenüber 2006) und künftig von unserem Dorf nicht erfüllt.

Die dann völlig veränderte Ortseinfahrt ist ein hoher Preis. Darlingerode wird gerade auch um den Blick von beiden Ortseinfahrten über das Dorf auf die Darlingeröder Schweiz beneidet.

Diese Situation und die Lage des Supermarktes in unmittelbarer Nähe unseres Friedhofs und der Thingstätte sind einem internationalem Konzern sicher Schnuppe. Aber Gemeinderäten?

Netto fordert für seine Märkte Flächen „…mit mindestens 60 - 100 Parkplätze(n)“. Es wird also nicht nur der Baukörper sein, der das Bild prägen würde, sondern auch der dazugehörige Großparkplatz.

„NETTO besitzt die finanzielle Leistungsfähigkeit, Objekte in Eigenregie zu errichten...“ heißt es weiter auf www.netto-supermarkt.de. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, dass die Bauplanung nicht von einheimischen Architekten und die Bauausführung nicht von ortsansässigen Unternehmen gemacht werden. Man nutzt, wie üblich in dieser Branche, bestehende Geschäftsverbindungen (ebenfalls Aussage des Netto-Managers). Somit werden Planer und Handwerker aus dem Dorf oder der Umgebung schwerlich am Bau des Marktes partizipieren.

Was haben die Einwohner von einem neuen Markt? Es spart, wer den Einkauf in Wernigerode nicht ohnehin mit anderen Besorgungen verbindet, eine Strecke von ca. 5km (hin und zurück). Das Angebot wird umfangreicher sein als in der Kaufhalle. Die (Einheits-) Gemeinde kann sich über einige EURO in der Kasse für eine verkaufte Grünfläche freuen.

Die Ortseinfahrt wird dauerhaft nachteilig verändert, die Wiese betoniert. Thingstätte, Friedhof und Supermarkt sind Nachbarn. Die Kaufhalle wird dicht machen und mit großer Wahrscheinlichkeit verfallen. Der Eigentümer wird daran nichts ändern. Er ist dann weg. Einige der jetzigen Gewerbebetriebe, die ihre Steuern im Gegensatz zu Netto an die Gemeinde zahlen, sind in ihrer Existenz gefährdet. Im Neubaugebiet könnte es leerstehende Läden geben. Die langfristige Existenz des Supermarktes ist an diesem Standort keineswegs sicher. Zu schwarz gemalt? Der Ex-Dixi-Markt in Wernigerode lässt grüßen.

Nach Abwägung dieser möglichen Entwicklungen bin ich gegen den Bau des Supermarktes in Darlingerode. Auch die Variante mit dem Standort Drübeck hat meiner Meinung nach keine Aussicht. Das zeigt schon die Zurückhaltung der Drübecker. Die Märkte in Ilsenburg und in Wernigerode, verbunden mit der Wahl zwischen verschiedenen Anbietern, liegen ganz einfach zu nah an unseren Dörfern. Die Verbesserung des Umfeldes und der Qualität der alten Kaufhalle könnte eine Lösung sein. 

Eberhard Schröder, Darlingerode
Mitglied des Kreistages Harz