Lebensverhältnisse im Harzkreis endlich angleichen - Abwanderung in den Westen hält weiter an

Jan Korte, MdBKreisverband Harz

Harzkreis. Im Zeitraum von 1991 bis 2019 sind insgesamt 776.122 Menschen von Sachsen-Anhalt in das frühere Bundesgebiet (ohne Berlin) gezogen. Unter den Abgewanderten waren 394.203 Männer und 381.919 Frauen. Die größte Altersgruppe bildeten mit 354.480 die 18 bis unter 30-Jährigen.
Umgekehrt sind von 1991 bis 2019 insgesamt 484.797 Menschen aus den alten Bundesländern nach Sachsen-Anhalt gewandert. Unter dem Strich zogen somit 291.325 Menschen mehr von Ost- nach West. Und auch wenn sich die Zahlen über die Jahrzehnte langsam annähern, so verlassen auch heute noch mehr Menschen Sachsen-Anhalt Richtung Westen (17.442), als umgekehrt von dort ins Bundesland ziehen (15.764).

Diese Zahlen gehen aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage von Jan Korte, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion DIE LINKE im Bundestag und Abgeordneter für die Regionen Anhalt und den Harz, hervor.

Korte erklärt dazu: Die Bevölkerungsverluste Ostdeutschlands und der Fortzug von Millionen Richtung Westen seit der Wende sind das Ergebnis ungleicher Lebensverhältnisse. Viele Ostdeutsche, darunter vor allem die Jüngeren und gut Gutausgebildeten, haben ihrer Heimat den Rücken gekehrt, um Arbeitslosigkeit und niedrigen Löhnen zu entrinnen. Das ist nur allzu verständlich, aber für die Generation der Eltern und Großeltern oftmals eine schmerzliche Erfahrung, wie sie im Harzkreis viele tausend Familien erleben mussten.

Korte weiter: „Bundes- und Landesregierung müssen endlich aufwachen und mehr für die Angleichung der Lebensverhältnisse tun. Der Arbeitsmarkt ist dafür ein wesentlicher Schlüssel. Ausreichend gute Arbeit muss, ob in Ost- oder Westdeutschland, zur Verfügung stehen. Dass im Osten oft bei gleicher Tätigkeit in der gleichen Branche noch deutlich weniger als im Westen gezahlt wird, muss mehr als 30 Jahre nach der Wende endlich überwunden werden. Die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro die Stunde wäre dafür ein erster Schritt. Denn davon würden ostdeutsche Beschäftigte angesichts der großen Verbreitung von niedrigsten Löhnen in besonderem Maße profitieren.“