Gedenken an Helmut Sackers

Dieter Bergt

Am Montag, den 29. April 2019 fand in der ZORA e.V. in Halberstadt, in Kooperation mit der mobilen Opferberatung ein Gedenken an Helmut Sackers statt. Mit der Veranstaltung wurde an den gewaltsamen Tod des damals 60-jährigen aktiven SPD-Mitgliedes gedacht.

Im Rahmen dieser Gedenkveranstaltung eröffnete die Friedrich-Ebert-Stiftung die Ausstellung „Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen“.

Aiko Lehmann vom ZORA e.V. unterstrich in seiner Begrüßung den Zusammenhang der Ausstellung mit dem Tod von Helmut Sackers, der sterben musste, weil er Zivilcourage zeigte. „Sein Todestag soll Anlass sein, zu erinnern, dass es keinen Platz für Antisemitismus, Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit in der Gesellschaft gibt.“

Zissi Sauermann von der mobilen Opferberatung ging konkret auf die Ereignisse vor 19 Jahren ein. Sie begrüßte auch die Lebensgefährtin von Helmut Sackers. Helmut rief die Polizei, weil sein Nachbar lautstark das Horst-Wessel-Lied abspielte. Nach dem Polizeieinsatz traf er den Nachbarn noch zweimal im Treppenhaus. Nach dem 2. Treffen verblutete Helmut Sackers mit gebrochenem Nasenbein und vier Stichverletzungen. Die Polizei versuchte von Anfang an dies zu verharmlosen. Der Angeklagte wurde im November 2000, nach nur 3 Verhandlungstagen, freigesprochen. Ignoriert wurden dabei der rechtsextremistische Hintergrund des Täters, seine z.T. auf dem Index stehenden CDs und Videos, mit denen zum  Morde an politischen Gegnern aufgerufen wird. Dies war nicht der einzige Fall in den 90er Jahren, bei dem eine sukzessive Entpolitisierung der Taten von Rechtsextremen erfolgt ist. Auch in der 2. Instanz in Halle wurde er erneut freigesprochen. Obwohl der Richter diesmal auf rechtsextreme Hintergründe aufmerksam machte, konnte - so der Richter - eine Mordabsicht nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden. Insbesondere die Aussage seiner damaligen Lebensgefährtin, mit der er heute verheiratet ist, entlastete ihn. Und nach vier Jahren waren die Erinnerungen von Zeugen, einer war sogar schon verstorben, verblasst. Die Urteilsverkündung selbst war ein Hohn in den Ohren der Angehörigen. 2012, bei einer erneuten Überprüfung durch das Innenministerium, wurde eine rechtsextreme Motivation bei der Tötung zwar festgestellt, aber als offizielles Opfer rechter Gewalt könne Helmut Sackers nicht mehr anerkannt werden, da der Täter freigesprochen wurde.

Prof. Dr. Rainer Neugebauer ging noch einmal auf die Arbeit zum Gedenken an Helmut Sackers ein.

Wolfgang Höffken, Mitarbeiter des Landesbüros der Friedrich-Ebert-Stiftung, sprach einige Worte zur Eröffnung der Ausstellung. In der Ausstellung sind die „Grundlagen der Demokratie, die Abgründe des Rechtsextremismus und die Übergänge dazwischen“ zu erfahren. Ziel soll sein, vor allem junge Menschen aufzuklären und umfassend zu informieren, ohne ihnen eine Meinung vorzugeben.

Im Anschluss besichtigten die Besucher die Ausstellung.