8. Mai – Tag der Befreiung

Dieter Bergt

Traditionell trafen sich am 8.Mai 2019 Bürger*innen der Stadt Halberstadt am sowjetischen Ehrenmal in den Spiegelsbergen, um den 74. Jahrestag der Befreiung zu begehen. Es waren Personen aus einer breiten Schicht der Bevölkerung, Mitglieder der Partei DIE LINKE, der SPD, BUKO, aus Organisationen wie ISOR und „aufstehen“, aber auch viele Parteilose. Einen großen Anteil nahm wieder eine Gruppe russisch-deutscher Mitbürger*innen ein.

Dr. Detlef Eckert begrüßte die Teilnehmer*innen und erläuterte noch einmal die Bedeutung dieses Tages. Der 8. Mai 1945 bedeutet das Ende des II. Weltkrieges in Europa, den Alleierten gilt unser Dank. Die Amerikaner befreiten am 11.04.1945 Halberstadt, russische Truppen rückten später ein.

Dr. Detlef Eckert befasste sich in seiner Rede mit dem Thema, die Blockade von Leningrad.

Die deutschen Truppen eroberten Schlüsselburg am 8. September 1941, dadurch war die Versorgung von Leningrad nur noch über den Ladogasee möglich. Anfang Oktober verzichteten die Deutschen zu Gunsten des Angriffs auf Moskau auf einen Angriff auf Leningrad. Leningrad gilt als herausragendes Beispiel deutscher Hungerpolitik. Die Blockade wurde erst am 27.Januar 1944 beendet, ca. 900 Tage. Die Gesamtzahl der Opfer der Blockade ist umstritten, die sowjetische Regierung meldeten 6.700.000 Todesopfer, die meisten durch Unterernährung und Unterkühlung. Unabhängige Schätzungen gaben 700.000 bis 1.500.000 an, die meisten Quellen sprachen von 1.100.000.

Während der Blockade wurde das Leben in der Stadt organisiert. So waren Schulen und Universitäten geöffnet und aus den Betrieben fuhren die Panzer direkt an die Front. Mitte Januar 1944 wurde die 1. Verteidigungslinie der deutschen Armee durchbrochen, dadurch wurde die Wehrmacht gezwungen, die Belagerung aufzugeben.

Irma Parkow aus den Reihen der russischen Frauen übersetzte im Wesentlichen die Rede für ihre Mitbürger*innen und erzählte ebenfalls aus der Geschichte der Blockade. Sie bezog sich dabei auf die Tagebuchaufzeichnungen eines Mädchens, die aufschrieb, wie sie diese Zeit erlebte. Immer mehr Freunde und Familienangehörige starben, bis sie allein war. Sie zeigte uns ein Stück Brot, mit dem die Menschen auskommen mussten.

Eine junge Russin nahm in der Uniform einer Partisanin teil und wollte damit anzeigen, dass ca. 800.000 Partisaninnen zur Befreiung ihrer Heimat beitrugen.Durch die Teilnehmer der Veranstaltung wurden Blumen niedergelegt. Für den Ortsvorstand DIE LINKE legten Astrid Meier und Dieter Bergt ein Blumengesteck mit der Inschrift „Kein  Krieg nirgendwo“ nieder. Im Anschluss sangen die russischen Mitbürger mehrere Lieder. Es folgte noch eine rege Diskussion miteinander.