1. Mai - Feiertag in Quedlinburg

Dr. Ludwig Einicke

Gedanken zu einem Tag, der nicht nur zum Feiern einlädt.

 

Alljährlich finden sich QuedlinburgerInnen zum „Tag der Arbeit“ auf dem Gelände des AWO - Seniorenheimes am Kleers ein, um gemeinsam mit den BewohnerInnen, den VertreterInnen des DGB, der SPD und der LINKEn diesen Tag in solidarischer Runde zu begehen. Auch in diesem Jahr war die Beteiligung ganz passabel, wenn man bedenkt, dass das Wetter nicht gerade zu ausgelassenem Feiern animierte. Der Auftakt durch die Halberstädter StadtbläserInnen sorgte aber für etwas Wärme, die vor allem den anwesenden BewohnerInnen des Seniorenheimes gut tat. Der weitere Verlauf der Veranstaltung machte besonders in den kurzen Ansprachen der Landtagsabgeordneten Andreas Steppuhn (SPD) und Monika Hohmann (DIE LINKE) deutlich, dass der „Tag der Arbeit“ nach wie vor ein „Tag des Kampfes“ ist. Kämpfen – wofür, wogegen? 

 

Für mehr Solidarität in der Gesellschaft, will vor allem heißen: Mehr soziale Gerechtigkeit! In den offiziellen Reden hört sich das immer gut an, sehr kämpferisch, auch aus dem Munde des SPD Landtagsabgeordneten Steppuhn. Das provoziert aber zugleich die Frage, wie die SPD ihr Mitregieren in der vergangenen Legislatur genutzt hat, um diese Gesellschaft wenigstens ein Stück sozial gerechter zu machen. Das Gegenteil ist der Fall. Die Kluft zwischen arm und reich wird von Jahr zu Jahr größer, weil … ! Monika Hohmann: „40 % der Beschäftigten haben heute weniger Einkommen als noch vor 15 Jahren, sie sind von der wirtschaftlichen Erfolgsentwicklung abgekoppelt.“  Unsere Forderung an die Regierenden, endlich mal nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern umdenken und nicht nur Personen auswechseln, die sich doch wieder dem Diktat des Kapitals unterordnen!  Karl Marx würde im Jahr seines 200. Geburtstages endlich die Früchte seiner Vision ernten können.

Kämpfen gegen militärische Rüstung und Krieg in den Regionen der ärmsten Menschen. Gegen drohende Gefahren eines „nahtlosen“ Übergangs vom „kalten“ zum „heißen“ Krieg. Für den Abbau von Konfrontation, nicht mit den Mitteln der immer mehr fortschreitenden qualitativen Rüstung, sondern zurück zu kehren zu den bewehrten Formen der Diplomatie in den Beziehungen zwischen den Staaten. Endlich zurück zu den Lehren von vor 70 Jahren Krieg ist kein Mittel zur Konfliktlösung, die immer mehr globalisierte Welt verlangt nach globalisiertem Frieden!

Und nicht zuletzt kämpfen gegen die spürbare  Rechtsentwicklung in den modernen Gesellschaften Europas, auch in unserem Land BRD.

Wer kann da abseits stehen? Eigentlich bliebe zu erwarten, dass endlich der viel beschworene „Ruck“ durch die Gesellschaft geht. Aber…?

Es bleibt also, bei allem Wohlwollen gegenüber dem am 1.Mai Geredeten,  die (auch bange) Frage nach dem Wie und Wann-Endlich wird das gute Reden umschlagen in eine gute Politik? Eine Politik, die für mehr Solidarität, mehr soziale Gerechtigkeit, für Frieden in dieser Welt Garantien bietet.

Ich glaube es gespürt zu haben, dass der Appell der Veranstalter zwar die Wünsche der Anwesenden real widergespiegelt hat, aber  deren Erfüllung noch viele Kämpfe in der nahen und fernen Zukunft notwendig macht.

Dr. Ludwig Einicke

Ballenstedt